Montag, 10. September 2012

Worte auf den Weg


An Katrin, Marion, Svetlana und Dennis,


ein langer Weg, der doch so kurz erscheint, eine Zeit die vorbeifliegt, Lebenszeit so kostbar und schön und ein Geschenk. Danke, dass wir einen Abschnitt mitgestalten durften.
Vier sehr starke Persönlichkeiten, voller Esprit und Trotz, fordernd im Nehmen und beeindruckend im Geben, werden ihren Weg nun woanders fortsetzen. Was sie mitbringen ist eine gute Intuition für die Bühne: für Geschichten, Emotionen, Figuren, Beziehungen. Sie sind in der Lage, Ideen lebendig und Texte körperlich werden zu lassen, in aller Leidenschaft und Wahrhaftigkeit, die ihnen reichlich zur Verfügung steht. Sie leben im Hier und Jetzt und werfen sich in die Waagschale der Kunst, mit allem was sie haben und können; ein hohes Risiko und sie werden belohnt von unserer Rührung von unserem Lachen und unserem Weinen und davon, dass wir durch ihre Augen die Welt sehen, staunend und neugierig.
Ihre Präsenz und ihre Unterschiedlichkeit machen diese Abschlussklasse aus. Wir wünschen Ihnen die richtigen Menschen auf ihrem Weg, die sie fördern und fordern, das Können und die Spiellust bringen sie mit.

Silvana Kraka und Mario Heinemann Jaillet
Schulleitung der Theaterakademie Mannheim

Fotografie: © www.wolfgang-detering.de

Schauspiel: Theaterakademie Mannheim glänzt mit "Lieblingsmenschen"


Kurznachricht mit Tiefgang überzeugt am Felina-Theater

Die SMS ist unbestritten das Medium der Unverbindlichkeit. Man antwortet, wann es eben passt, oder auch gar nicht, wohl wissend, dass 160 Zeichen ohnehin keinen passenden Rahmen für eine ernstzunehmende Unterhaltung stellen. Auf dieser Grundlage begegnet die Schauspielerin und Autorin Laura de Weck ihrer eigenen Generation. Kurz angebunden und distanziert reden auch ihre "Lieblingsmenschen": junge Studierende zwischen Prüfungsstress und der diffusen Angst, jenseits von Hörsaal und Bibliothek ein Stückchen Jugend zu versäumen, ziellos aneinander vorbei. Das 2007 am Theater Basel uraufgeführte Schauspiel konfrontiert nun unter der Regie von Boris C. Motzki die Absolventen der Theaterakademie Mannheim nicht nur mit einem fein geschliffenen Wort-Reigen, sondern " so scheint es " auch mit sich selbst.

Kämpfen gegen Einsamkeit

Denn haben die im Theater Felina Areal durch den Bühnenboden bedeckenden Leergut-Teppich watenden Nachwuchsdarsteller erst einmal ins Spiel gefunden, gehen sie allesamtherrlich komisch darin auf. Ob nun die einfältige Schauspielschülerin Jule (Svetlana Wall), die seltsam geerdete Philosophiestudentin Anna (Katrin Reuter), der trottelige Mitläufer Sven (Dennis Rehner) oder die angehende Psychologin Lilli, welcher Marion Bott glanzvolle Spielmomente schenkt – sie treffen einander an der Oberfläche und kämpfen kopulierend gegen die allen gemeine Einsamkeit an. Ohne Erfolg. Zusehens tun sich hinter den Belanglosigkeiten der Kommunikations-Versager tiefenmenschliche Abgründe auf, werden ausgerechnet die grandios von Motzki rhythmisierten SMS-Episoden zu Chronisten einer Katastrophe, der allein Darius (Gast: Roman Kimmich) entkommt, und die letztlich den nie anwesenden aber stets thematisierten
Außenseiter Philipp gar in den Selbstmord treibt seine sechsjährige Beziehung zu Anna endet vernichtend mit einer Kurznachricht.

Denis Baranski


Fotografie: Wolfgang Detering © All rights reserved


Sonntag, 9. September 2012

Mannheimer Theaterakademie mit "Lieblingsmenschen" im Theater Felina-Areal



Verlorene Generation

Zweimal im Jahr bietet die Mannheimer Theaterakademie ihren Abschlussklassen Gelegenheit, sich im benachbarten Theater Felina-Areal öffentlich vorzustellen. Die zweite Abschlussklasse 2012 führt hier jetzt Laura de Wecks „Lieblingsmenschen“ auf, das vor fünfeinhalb Jahren schon einmal mit dem Mannheimer Schnawwl-Ensemble zu sehen war. Die Vorstellung der Theaterakademie ist unterhaltsam und empfehlenswert.

Lieblingsmenschen“ war das Debütstück der Schauspielerin und Dramatikerin Laura de Weck, Tochter des Publizisten Roger de Weck.
Sie schrieb es, als sie etwa in dem Alter war, in dem die angehenden Schauspielerinnen und Schauspieler, die es jetzt an der Theaterakademie aufführen, auch sind: also Mitte zwanzig. Im Herbst 2005 stellte das Mannheimer Schnawwl-Ensemble Laura de Wecks Stück erstmals in einer szenischen Lesung beim Frankfurter Autorenforum vor. Anderthalb Jahre später folgte die Uraufführung im Studio Werkhaus etwa zur selben Zeit wie am Theater Basel. Boris C.Motzki, ehemals Regieassistent am Mannheimer Nationaltheater, inzwischen freischaffender Regisseur und immerwieder einmal für die Theaterakademie tätig, hielt „Lieblingsmenschen“ nicht nur für geeignet für die Absolventenklasse, sondern auch die Zeit für gekommen, in Mannheim wieder an das Stück zu erinnern. Damit fand er auch sofort die Zustimmung der jungen Leute. „Lieblingsmenschen“ spielt in einem studentischen Milieu in einer Lost Generation, die nichts anzufangen weiß mit ihrem Leben und oft im Telegrammstil über SMS kommuniziert. Die Psychologiestudentin Lili (Marion Bott) bandelt mit dem durchs Juraexamen gefallenen Darius (Roman Kimmich) an, der früher mit der Schauspielschülerin Jule (Svetlana Wall) zusammen war, die es wiederum lustlos mit Sven (Dennis Rehner) treibt, wie sie es angeblich mit jedem treibt. Nur die eifrige Philosophiestudentin Anna (Katrin Reuter) ist schon seit sechs Jahren glücklich,wie sie jedenfalls behauptet, mit Philipp liiert. Philipp wiederum ist wie ein Gespenst: Alle reden von ihm, aber er tritt niemals in Erscheinung.

Boris C. Motzki inszeniert „Lieblingsmenschen“ amüsant und mit vielen pfiffigen Einfällen. Die nicht auftretenden Personen sind als Schattenrisse präsent und machen so den Anpassungsdruck deutlich, unter dem alle stehen. Sexszenen werden mit Plastikflaschen, die auch über die ganze Bühne verstreut sind, angedeutet. Die Dialogszenen sind oft witzig. Das Stück wirkt so beschwingt, dass das böse Ende höchst unerwartet in die heitere Atmosphäre einbricht.

Allein wegen der Leistung der jungen, äußerst engagierten Schauspielerinnen und Schauspieler lohnt sich der Theaterbesuch.

HANS-ULRICH FECHLER
Quelle: Rheinpfalz



















Fotografie: Wolfgang Detering © All rights reserved

Dienstag, 4. September 2012

LIEBLINGSMENSCHEN von Laura de Weck

Theaterakademie Mannheim

LIEBLINGSMENSCHEN  
Theaterstück von Laura de Weck

Premiere: SA 08. September, 20 Uhr
SO 09., SA 22., SO 23. & MI 26. September sowie FR 05., SO 07., SO 21. & SO 28. Oktober, 20 Uhr Eintrittspreis: 12 Euro / 6 Euro (ermäßigt)

Karten unter
0621 / 33 64 88 6
oder:
info@theater-felina-areal.de


Regie: Boris C. Motzki
mit Marion Bott, Katrin Reuter, Svetlana Wall, Roman Kimmich und Dennis Rehner


















Anna ist seit sechs Jahren mit Philip zusammen. Außerdem studiert sie fleißig Philosophie. Darius ist mit etwas ganz Großem beschäftigt und scheint darüber sein Studium zu vergessen. Er hat was mit Lili, deren beste Freundin Jule ist. Früher war Jule mit Darius zusammen, aber mittlerweile konzentriert sie sich vor allem auf eine Schauspielkarriere, vielleicht auch in Hollywood. Und aus Mitleid schläft sie auch mal mit Sven. Der wiederum will die Frauen verstehen, kann einem aber nur leidtun. Und er hätte eigentlich auch gern mal mit Lili. Aber eigentlich lieben alle Philipp...

Laura de Wecks Debütstück ist ein moderner Reigen. Die Kommunikation läuft mittlerweile vorrangig über SMS. Dabei bleibt das Problem nach zwanghafter Anpassung zeitlos: Der Mensch ist hier ein Rudeltier, mit dem unumgänglichen Bedürfnis dazu zu gehören. Er passt sich seinem Umfeld an und verliert sich dabei. Wie kann er es schaffen sich einzubringen, ohne auf sich verzichten zu müssen? Wer ist er, im Vergleich zu den Anderen?

Gefangen in Verirrungen, Verwirrungen, alten Erinnerungen und Leidenschaften sind de Wecks LIEBLINGSMENSCHEN auf der ewigen Suche nach dem wirklichen Ich.





















Es spielt die Abschlussklasse 2012/2 der Theaterakademie Mannheim.

Fotos: Copyright © Wolfgang Detering
www.wolfgang-detering.de