Kurznachricht mit Tiefgang überzeugt
am Felina-Theater
Die SMS ist unbestritten das Medium der
Unverbindlichkeit. Man antwortet, wann es eben passt, oder auch gar
nicht, wohl wissend, dass 160 Zeichen ohnehin keinen passenden Rahmen
für eine ernstzunehmende Unterhaltung stellen. Auf dieser Grundlage
begegnet die Schauspielerin und Autorin Laura de Weck ihrer eigenen
Generation. Kurz angebunden und distanziert reden auch ihre
"Lieblingsmenschen": junge Studierende zwischen
Prüfungsstress und der diffusen Angst, jenseits von Hörsaal und
Bibliothek ein Stückchen Jugend zu versäumen, ziellos aneinander
vorbei. Das 2007 am Theater Basel uraufgeführte Schauspiel
konfrontiert nun unter der Regie von Boris C. Motzki die Absolventen
der Theaterakademie Mannheim nicht nur mit einem fein geschliffenen
Wort-Reigen, sondern " so scheint es " auch mit sich
selbst.
Kämpfen gegen Einsamkeit
Denn haben die im Theater Felina Areal
durch den Bühnenboden bedeckenden Leergut-Teppich watenden
Nachwuchsdarsteller erst einmal ins Spiel gefunden, gehen sie
allesamtherrlich komisch darin auf. Ob nun die einfältige
Schauspielschülerin Jule (Svetlana Wall), die seltsam geerdete
Philosophiestudentin Anna (Katrin Reuter), der trottelige Mitläufer
Sven (Dennis Rehner) oder die angehende Psychologin Lilli, welcher
Marion Bott glanzvolle Spielmomente schenkt – sie treffen einander
an der Oberfläche und kämpfen kopulierend gegen die allen gemeine
Einsamkeit an. Ohne Erfolg. Zusehens tun sich hinter den
Belanglosigkeiten der Kommunikations-Versager tiefenmenschliche
Abgründe auf, werden ausgerechnet die grandios von Motzki
rhythmisierten SMS-Episoden zu Chronisten einer Katastrophe, der
allein Darius (Gast: Roman Kimmich) entkommt, und die letztlich den
nie anwesenden aber stets thematisierten
Außenseiter Philipp gar in den
Selbstmord treibt seine sechsjährige Beziehung zu Anna endet
vernichtend mit einer Kurznachricht.
Denis Baranski
Quelle: Mannheimer Morgen
Fotografie: Wolfgang Detering © All rights reserved
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